Horror vacui...

Meine Bühne: Theatersaal der Mensa, Universität des Saarlands, Saarbrücken. Hier ist sie noch ziemlich kahl...

Da stehst du nun, du armer Tor... Vor einer leeren Bühne. "Klar!" hattest du gesagt. "Klar bau' ich euch ein Bühnenbild!" hattest du gesagt, als deine Freunde von der Theatergruppe dich gefragt haben. "Du kannst sowas doch!" hatte die Regisseurin gesäuselt. Und du Idiot mußtest natürlich antworten: "Aber sicher, ist für mich überhaupt kein Problem!" Die Aufgabe hat dich ja auch interessiert, du hattest einige tolle Ideen für die Konstruktion. Und mit Werkzeug umgehen kannst du auch, ohne dir gleich den Arm abzusägen.

Damals war allerdings noch keine Rede von einem 'Piratenschiff' gewesen. Bei den letzten Proben fiel das Wort häufiger... Du hättest das Stück vielleicht besser doch ganz gelesen! Und was die Regisseurin wohl mit 'Pyramiden' meint? Ein Scherz! Ganz bestimmt! - Hoffentlich... Heute abend liest du das ganze Stück nochmal sorgfältig durch. Machst einen Plan, auf welche Dekorationen man vielleicht verzichten kann...

Natürlich könntest du ein Piratenschiff bauen! Aber nicht, wenn in vier Wochen Premiere ist und du nur an zwei Abenden pro Woche Zeit hast! Gut, da sind dann noch die Wochenenden, obwohl du eigentlich deiner Freundin versprochen hattest... Egal, selbst wenn du noch vier Jahre Zeit hättest, kämst du mit den schlappen 500 Mark nicht weit, die dir der Schatzmeister der Gruppe mit ernstem Gesichtsausdruck übergeben hat. "Ist nicht schlimm, wenn etwas davon übrigbleibt!" hat er noch gesagt. Ha! Ob der überhaupt weiß, wie teuer allein Sperrholz ist?

Und nun stehst du da, vor der leeren Bühne, und fragst dich, womit du das alles verdient hast...

Das Problem...

In dieser Situation kann sich jeder wiederfinden, der sich bereiterklärt, für eine unterfinanzierte Theatergruppe ein Bühnenbild zu bauen. Sollte man es also besser gleich bleiben lassen? Nein, denn es macht viel zu viel Spaß, an einer Theateraufführung mitzuwirken! Aber analysieren wir erst einmal das Problem:

Obwohl die Interessen und Stücke der verschiedenen Amateurtheater (Studentenbühnen, Stadtteiltheater, Theatergruppen in Firmen etc.) unterschiedlicher kaum sein könnten, teilen die Truppen - und ihre Bühnenbildner (m/w) - doch oft einige grundlegende Probleme: Es gibt keine Theaterwerkstatt und keinen Lagerraum, der permanent von der Gruppe belegt werden kann; für Bühnenbild, Technik und Kostüme ist nur ein sehr knappes Budget vorhanden; die Zeit, die die Mitwirkenden investieren können, ist begrenzt.

Daher wird oft auf ein aufwendiges Bühnenbild verzichtet - was ja nicht immer ein Nachteil sein muß. Irgendwann wünschen sich alle Beteiligten aber eine etwas opulentere Ausstattung. Dieser Wunsch wird besonders dann laut, wenn nach einer erfolgreichen ersten Produktion einer Gruppe ein neues Stück in Angriff genommen wird: Beim ersten Mal war die leere Bühne interessant - das neue Stück soll aber dem Auge etwas mehr bieten.

Ein richtiges Bühnenbild muß her! Aber woher nehmen...?

...und die Lösung

Was also tun, wenn weder viel Geld noch viel Zeit zur Verfügung stehen? Nicht verzweifeln, denn es ist absolut möglich, bei geringen Materialkosten und vertretbarem Aufwand ein durchaus ansprechendes Bühnenbild zu erstellen.

Auf den folgenden Seiten werde ich zunächst einige grundlegende Fragen ansprechen, dann diverse kostengünstige Baumaterialien vorstellen, ein paar Worte über Werkzeuge und Arbeitsmethoden verlieren und zuletzt das ganze mit Beispielen aus meinem Fundus illustrieren. Über die Menüleiste auf der linken Seite sind die einzelnen Kapitel jederzeit schnell anwählbar.

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