Alles eine Materialfrage...

Auch wenn man es auf den ersten Blick nicht sieht: Baumärkte sind voller potentieller Bühnenbilder! Fast alles, was man dort findet, läßt sich irgendwie auf der Bühne einsetzen. Durch unsere Budgeteinschränkungen fallen leider einige sofort einsetzbare Kulissen weg. Da steht vielleicht eine rustikale Holztür, die für die Fischerhütte im ersten Akt perfekt wäre. Dummerweise kostet sie DM 1200,- plus Beschläge... Unser komplettes Bühnenbild darf maximal halb so viel kosten. Also müssen wir uns auf grundlegendere Baustoffe beschränken. Der wichtigste dieser Baustoffe ist Holz.

Gut Holz - IKEA läßt grüßen!

Holz, insbesondere Fichte oder Kiefer, ist das perfekte Material für Bühnenbilder. Es ist vergleichsweise billig, gut zu bearbeiten und stabil. Auch wenn das zunächst komisch klingt: Es ist auch relativ schwer entflammbar. Wer das nicht glaubt, möge bitte versuchen, eine Dachlatte mit einem Feuerzeug zum Brennen zu bringen. Das dauert! Im Baumarkt finden wir unser Holz in verschiedenen brauchbaren Formen:

Dachlatten

Die Dachlatte ist gleichzeitig die preisgünstigste und für unsere Zwecke vielseitigste Erscheinungsform von Holz. Sie eignet sich für den Bau von Stellwänden, Fenstern, sogar Türfüllungen und allen möglichen weiteren Strukturen, die keinen übermäßigen Belastungen ausgesetzt sind.

Dachlatten sind in unterschiedlichen Qualitätsstufen und Längen erhältlich. Es empfiehlt sich, bei der Planung zu berechnen, welche Länge man tatsächlich braucht, denn die Latten werden mit zunehmender Länge deutlich teurer.

Die Dachlatte und was man daraus bauen kann...

Bei der Auswahl im Markt müssen wir außerdem aufpassen, daß wir nicht die astlochübersäten, krummen Exemplare mitnehmen, die andere Kunden klugerweise aussortiert haben und die nun im Regal ganz vorne liegen. Nimmt man die Latten gleich bundweise, so kauft man die Katze im Sack: Es ist erstaunlich, wie krumm und löchrig die einzelnen Latten in einem äußerlich geraden und ordentlichen Bund sein können. Beim Öffnen heißt es dann "Mikado", wenn die krummen Dinger lustig durcheinanderspringen...

Ein einfaches Kriterium bei der Auswahl von Holz ist das Gewicht. Anders als man meinen könnte bedeutet hier ein hohes Gewicht keineswegs Qualität. Tatsächlich ist es genau umgekehrt: Schweres Holz ist harzig und hat oft große Astlöcher. Es läßt sich schlechter bearbeiten und ist weniger stabil. Im Zweifel geben wir also dem leicheren Bund den Vorzug.

Dachlatten kosten je nach Qualität und Länge zwischen ca. DM 1,50 und DM 3,- pro Stück. Trotz der eigentlich niedrigen Stückkosten lohnt sich das Rechnen, denn die benötigten Mengen sind oft groß.

Kreuzrahmen

Kreuzrahmen

Als Kreuzrahmen bezeichnet man stabilere Balken ab einer minimalen Kantenlänge von ca. sechs Zentimetern. Sie eignen sich besonders für hochbelastete Bauteile wie Türrahmen oder als Unterkonstruktion für bespielbare Flächen oder Treppen.

Kreuzrahmen wie Dachlatten sind sägerau, d.h. nicht gehobelt. Dadurch sind sie wesentlich billiger als spezielle Balken für Bastler. Man bekommt einen schönen Kreuzrahmen in den Dimensionen 60 * 60 * 3000 mm für deutlich unter DM 10,-. Dafür gibt es gerade mal ein Bälkchen der Größe 30 * 40 * 1000 mm, wenn man auf gehobelter Qualität besteht. Allerdings sind bei freiliegenden Kreuzrahmen Nacharbeiten nötig, um die Verletzungsgefahr durch Splitter zu bannen.

Glattkantbretter

Die dicken Bretter, die auf Baustellen verwendet werden, sind für unsere Zwecke zu schwer und zu teuer. Anders verhält es sich mit sogenannten Glattkant-, Universal- oder Bastlerbrettern, die es im Baumarkt in verschiedenen Größen für relativ wenig Geld gibt.

Diese Bretter eignen sich besonders für sichtbare Flächen, etwa Kaminsimse, Fensterbretter und -umrandungen oder auch als Stufen für schmalere Treppen. Glattkantbretter sind gehobelt und erfordern daher wenig Nacharbeit. Dummerweise steigt auch hier der Preis im Verhältnis zu den Abmessungen überproportional an. Ein Brett der Größe 18 * 120 * 2000 bekommt man fast nachgeworfen (ca. DM 5,-), eines in den Dimensionen 22 * 200 * 2000 geht schon richtig ins Geld.

Auch bei den Brettern muß man sich erst durch den verzogenen Ausschuß wühlen, bevor man zu den guten Exemplaren kommt. Neben Astlöchern und krummen Brettern sollte man besonders auf Harz achten, da dies später weder an der Kulisse noch an den Kostümen besonders gut aussieht.

Profilleisten

Profilleisten

In jedem Baumarkt finden wir eine große Auswahl profilierter feiner Lättchen, Winkel und Leisten. Diese Stücke sind vergleichsweise teuer, weshalb wir sie mit Bedacht einsetzen sollten. Sie können aber einem Bühnenbild den letzten Schliff geben.

Sehr kleine Lättchen mit einem rechteckigen Querschnitt eignen sich besonders, um Fensterstege darzustellen. Winkelleisten können dagegen etwas unsaubere Kanten kaschieren, wie sie bei Konstruktionen aus Faserplatten (siehe unten) leicht entstehen.

Wie gesagt, diese Leisten sind recht teuer und sollten daher nicht in großen Mengen eingeplant werden. Die hier beschriebenen Rechteck- und Profilleisten kosten zwischen DM 2,- und DM 7,- pro Stück.

Ersatz-Holz: Preßspan

Die oben beschriebenen Hölzer teilen die Eigenschaft, relativ lang und dünn zu sein. Nun brauchen wir aber auch noch Material, mit dem sich Flächen darstellen lassen. Es wäre schön, wenn wir auch hierfür auf richtiges Holz zurückgreifen könnten. Ein Blick auf die Quadratmeterpreise von Sperrholz macht diesen Plan aber zunichte: Selbst das dünnste Sperrholz kostet deutlich mehr als DM 10,-/qm. Tischler- oder Leimholzplatten sind noch viel teurer. Also müssen wir schweren Herzens auf ein unschönes Material zurückgreifen: Preßspan- und Faserplatten.

Faserplatten

Der Baumarkt führt Faserplatten als Möbelrückwände. Es handelt sich um eine Art stabile Pappe, auf der einen Seite glatt und möglicherweise farbig beschichtet, auf der anderen Seite mit einer geprägten Struktur versehen. Wer schon einmal eine Küche oder einen Schrank von IKEA aufgebaut hat, kennt das Material von den Rückwänden.

Faserplatten haben zwei wichtige Eigenschaften, die sie für uns interessant machen: Sie sind groß und sie sind billig. Die einfachste und zugleich vielseitigste Variante, eine unbeschichtete Platte der Größe 1220 * 2440 mm, kostet etwa DM 12,-. Für gerade einmal DM 60,- kann man so die Rückwand einer kleineren Bühne komplett abdecken.

Die negativen Eigenschaften der Faserplatte sollen auch nicht verschwiegen werden: Im Vergleich mit Sperrholz gleicher Dicke sind diese Platten schwer und - nun ja - "wabbelig". Eine Sperrholzplatte kann man an die Wand lehnen. Eine Faserplatte verhält sich dagegen wie ein maßstabsgetreu vergrößertes Blatt Papier - sie verbiegt sich und rutscht weg. Wir müssen die Faserplatten entweder an die Wand hängen, oder sie mit einer geeigneten Unterkonstruktion verstärken. Dazu später mehr.

Spanplatten

Spanplatten bestehen aus gepreßten und verleimten Holzspänen, wie sie bei der Verarbeitung von richtigem, schönem Holz anfallen. Spanplatten sind häßlich und schwer. Trotzdem brauchen wir sie, weil sie - richtig geraten! - billig sind. Da Preßspanplatten in beliebigen Dimensionen hergestellt werden können, steigt ihr Quadratmeterpreis nicht mit der Größe an.

Das hohe Gewicht von Preßspan kommt uns sogar zugute: Durch ihre große Dichte eignen sich Spanplatten hervorragend als Basis von Trennwänden und anderen hohen Bühnenelementen. Selbst bei einer relativ kleinen Standfläche ist eine hohe Sicherheit gegen Umkippen gewährleistet.

Preßspan ist auch für begehbare Konstruktionen bedingt geeignet. Bedingt, weil die Biegefestigkeit des Materials nicht sehr hoch ist: Verbiegt man Spanplatten, so brechen sie recht schnell - viel schneller als echtes Holz. Bei bespielbaren Bühnenteilen oder Treppen darf man sich keinesfalls ausschließlich auf Preßspan verlassen. Eine sichere, begehbare Konstruktion ist im Kapitel Beispiele beschrieben.

Textilien

Ganz im Ernst: So schnell kann ein Vorhang abgebrannt sein!

Stoffe bieten sich für die Bühnengestaltung ganz offensichtlich an: Sie sind flexibel, können in großen Bahnen gekauft werden, lassen sich problemlos an der Decke aufhängen, können gefärbt oder bemalt werden etc. Wenn da nur das Problem mit dem Feuer nicht wäre...

Feuer benötigt zu seiner Entstehung und Ausbreitung drei Dinge:

Wenn wir einen Vorhang aus brennbarem Material von der Decke hängen lassen, liefern wir einem Feuer die beiden ersten Voraussetzungen in idealer Weise: Ein brennbarer Stoff, umgeben von viel Luft! Um eine Kettenreaktion auszulösen, braucht es dann nur noch eine hinreichend große Energie. Je nach Material genügt eine Kerzenflamme, ein naher Strahler oder ein sogar ein Funke...

Eine todsichere Methode, Feuerunfälle mit Textilien zu vermeiden, ist der Einsatz von speziellen Theaterstoffen. Sie sind aus einem Material gefertigt, das man stundenlang mit einer Lötlampe bearbeiten kann, ohne daß es irgendeine Reaktion zeigt. Diese Stoffe haben nur einen gravierenden Nachteil - sie sind sündhaft teuer. Allein für die Auskleidung einer Bühne mit einem neutral schwarzen Stoff muß man mit einer höheren vierstelligen Summe rechnen.

Hintergrund aus schwarzem Theaterstoff.

Der Kauf solcher Stoffe für jede neue Produktion verbietet sich also von selbst. Trotzdem ist es für etablierte Gruppen eine Überlegung wert, ob man sich nicht einen Satz schwarzer Vorhänge aus Theaterstoff zulegen sollte. Diese Vorhänge sind unverwüstlich und als neutraler Hintergrund universell einsetzbar.

Handelsübliche Textilien sind wiederum eigentlich zu feuergefährlich, um sie auf der Bühne einzusetzen. Wenn man aber trotzdem nicht darauf verzichten kann oder will, sollte man wenigstens vorher einen Test durchführen: Wir besorgen uns eine Probe des Stoffes (idealerweise bevor wir 40 Meter davon kaufen), tackern sie an einen Besenstiel, gehen damit ins Freie und halten sie über eine Kerzenflamme. Wenn der Stoff brennt wie Zunder, dann ist er absolut ungeeignet! Zieht er sich dagegen nur zusammen und brennt nicht von selbst weiter, sobald er von der Kerze weggenommen wird, dann ist er möglicherweise brauchbar.

HINWEIS: Diese Ratschläge sind ohne Gewähr! Ich empfehle NICHT, brennbare Stoffe auf der Bühne einzusetzen! Ich bin nicht schuld, wenn euer Theater abbrennt!

Kunststoffe

In der Theorie ist Styropor ein gutes Material zur Herstellung von Bühnenelementen. Es ist leicht, nicht zu teuer und formbar. Möchte man meinen. Tatsächlich ist Styropor zwar leicht, aber gar nicht mal so billig. Und formbar ist es auch nicht so ohne weiteres. Man kann sich zwar ein "heißes Messer" basteln oder für viel Geld kaufen und dürfte damit auch gute Erfolge erzielen können. Das ist aber eher aufwendig. Wagemutige können auch versuchen, Styropor mit einem Heißluftfön zu bearbeiten. Aber wer weiß, was dabei für Gase freigesetzt werden...

Und wehe dem, der versucht, Styropor mechanisch zu bearbeiten: Das Material löst sich in Millionen kleiner Kügelchen auf, die zu allem Überfluß auch noch elektrostatisch geladen sind, so daß sie an den unmöglichsten Orten haften bleiben. Ein vernünftiges Oberflächenfinish läßt sich auf diese Weise auch nicht erzielen.

Wesentlich angenehmer arbeitet es sich mit dem Dämmstoff Pingo der Firma Pfleiderer, der über den Baustoff-Fachhandel zu beziehen ist. Eine Platte in den Dimensionen 1250 * 600 * 30 mm kostet etwa DM 12,- + MWSt. Das ist nicht gerade geschenkt, aber zum Ausgleich läßt sich Pingo mit der Stichsäge oder dem Messer sehr gut schneiden. Da das Material eine viel feinere Struktur als Styropor besitzt, kann man es fast wie Balsaholz bearbeiten.

Pingo steht auf der Abschußliste von Greenpeace, weil es Ozonkiller enthalten soll. Wenn jemand einen alternativen Baustoff für unsere Zwecke empfehlen kann, stelle ich ihn gern hier vor.

Farben

Durch die Bemalung glatter Flächen können wir zum einen die Farbe nach unseren Wünschen ändern - logisch - und auch die ursprünglichen Baumaterialien kaschieren. Es soll ja nicht alles nach Holz und Preßspan aussehen! Zum anderen lassen sich mit einer ruhigen Hand und etwas Farbe und Erfahrung auch erstaunliche Effekte realisieren: Von Holzmaserung und Marmorierung über einfache Ornamente bis zu simplen dreidimensionalen Effekten ist alles möglich. Beispiele gibt es weiter unten im Text.

Zur Bemalung eines Bühnenbildes eignen sich besonders zwei Arten von Farben: Normale Wandfarbe mit entsprechender Tönung und Acryllacke auf Wasserbasis.

Wand- und Abtönfarbe

Wandfarbe ist billig, trocknet schnell und stinkt nicht. Das gleiche gilt (mit Abstrichen) für Abtönfarbe. Auch sie trocknet schnell und enthält keine giftigen Lösungsmittel, kostet aber etwas mehr.

Durch Mischen lassen sich fast beliebige Farbtöne erzielen. Allerdings kommt als Mischfarbe nicht immer das erwartete Ergebnis heraus: Eine weiße Grundfarbe mit etwas braun ist nach dem Trocknen nicht etwa hellbraun, sondern zartrosa... Wir sollten also etwas experimentieren, wenn wir raffiniertere Farbtöne erzeugen wollen.

Auch sollte man beachten, daß man den exakt gleichen Farbton nie zweimal gemischt bekommt. Wenn wir also fünf Stellwände in blaßgrün bemalen wollen, sollten wir direkt zu Anfang hinreichend viel Farbe mischen und für spätere Reparaturanstriche einen Rest aufbewahren.

Die größte Einschränkung von Wand- und Abtönfarbe ist, daß sie nach dem Trocknen immer matt ist. Meist ist das kein Nachteil, da so störende Reflexionen der Strahler vermieden werden.

Acryllacke

Wenn doch einmal glänzende, kräftige Farben gefragt sind, sollten wir zu Acryllacken auf Wasserbasis greifen. Es gibt sie zu den gleichen Preisen wie lösemittelhaltige Lacke im Baumarkt zu kaufen. Der Vorteil von Acrylfarbe auf Wasserbasis ist, daß sie auch in schlecht gelüfteten Räumen verarbeitet werden kann. Das ist im eigenen Keller von Vorteil und im Theatersaal eine Notwendigkeit. Nebenbei brennen solche Lacke auch schlechter als ihre Pendants auf Terpentinbasis.

Lasuren

Holzschutzlasuren sind bei unseren Anwendungen überflüssig, wenn es nur um den Schutz des Holzes geht. Das Bühnenbild steht ja nur für wenige Tage oder Wochen und ist keinen Witterungseinflüssen ausgesetzt. Getönte Lasuren können jedoch ganz hilfreich sein, wenn sichtbare Holzflächen zwar weiterhin wie Holz, aber nicht unbedingt nach Fichte oder Kiefer aussehen sollen. Mit einer entsprechend getönten Lasur kann unser Baumarktholz fast alle Holzsorten täuschend echt imitieren.

Da rohes Kiefernholz die Tönung gut aufnimmt, genügt meist ein einfacher Anstrich mit Dünnschichtlasur. Andere, hochwertigere Lasuren sind auf den Quadratmeter gerechnet nicht nur teurer, sie trocknen auch schlechter und geben mehr Lösungsmittel ab. Uns geht es schliesslich nur um den optischen Effekt.

Schrauben, Nägel, Winkel, Klebstoff

Bevor wir unser Bühnenbild bemalen können, müssen wir es erstmal zusammenbauen. Dazu bedienen wir uns diverser Nägel, Winkel, Kleber und besonders des Meisterstücks der modernen Befestigungstechnik, der Spax-Schraube.

Winkel

Winkel aller Arten

Winkel gibt es im Baumarkt in allerlei Größen. Sie haben zwei wichtige Eigenschaften. Einerseits erlauben sie das stabile Verbinden verschiedener Bauteile, andererseits besitzen sie ab Werk einen Winkel von 90°. Das erspart uns bei der Montage einer Trennwand auf einem Bodenbrett das Hantieren mit Geodreieck und Senkblei. Ein rechter Winkel und Augenmaß genügen hierfür vollkommen.

Nägel

Nägel spielen beim Bau eines Bühnenbilds nur eine untergeordnete Rolle, da sie einige gravierende Nachteile haben. Zum einen kann man sich beim Einhämmern eines Nagels böse auf den Daumen hauen - beim Einhämmern von 500 Nägeln wird man sich garantiert mindestens einmal böse auf den Daumen hauen! Muß ja nicht sein.

Zum anderen haben Nägel die dumme Angewohnheit, sich unter Belastung langsam wieder herauszuarbeiten und dann an den ungüstigsten Stellen hervorzustehen. Es gibt einige wenige sinnvolle Einsatzgebiete für Nägel, auf die ich im nächsten Kapitel zu sprechen kommen werde. Normalerweise sollten wir aber ohne sie auskommen.

Schrauben

Zum Glück sind wir nicht mehr auf Nägel angewiesen, denn es gibt ja die Spax-Schraube. Sie ist das wichtigste Befestigungselement in unserem Bühnenbild. Es handelt sich dabei um eine Holzschraube mit reduziertem Querschnitt, Senkkopf und Kreuzschlitz, die in vielen unterschiedlichen Größen zu haben ist. SPAX ist ein Markenname der Firma Altenloh, Brinck & Co., aber die Bezeichnung wird umgangssprachlich für alle Schrauben ähnlicher Machart verwendet. Für unsere Zwecke genügt notfalls auch eine billige Imitation aus dem Baumarkt.

Spax-Schrauben in mehreren Größen

Die Vorteile dieser Schraube sind zahlreich. Man kann sie kostengünstig in großen Mengen erstehen, sie läßt sich plan zur Holzoberfläche versenken und ist nach dem Übermalen praktisch unsichtbar, sie schneidet sich ihr Gewinde selbst und läßt sich mit dem Akkuschrauber sehr schnell rein- und rausdrehen. Die Schraube hält große Belastungen aus und kommt, wenn sie einmal versenkt ist, nicht ohne weiteres wieder aus dem Holz heraus.

Beim Kauf der Schrauben sollte man verschiedenes beachten. Auf den ersten Blick sehen alle Holzschrauben ähnlich aus, aber es gibt wichtige Unterschiede. Zunächst sollte man keinesfalls irrtümlich zu normalen Senkkopfschrauben greifen. Diese wurden offensichtlich im späten Mittelalter entwickelt und besitzen noch einen Längsschlitz-Kopf, der, anders als ein Kreuzschlitz, den Schraubendreher nicht automatisch zentriert. Diese Schrauben sind ein großes Ärgernis. Wenn es nach mir ginge, würde man sie einfach verbieten. Brauchbar sind hingegen Schrauben mit einem Innensechskant- oder Inbus-Kopf. Sie kosten allerdings meist etwas mehr. Normale Senkkopfschrauben besitzen auch einen größeren Innendurchmesser und spalten das Holz eher als Spax-Schrauben.

Weiterhin empfiehlt es sich, vor dem Einkauf die Länge der benötigten Schrauben festzulegen. Generell ist es gut, wenn die Schraube etwas - aber nicht viel - kürzer ausfällt als die Summe der Stärke der Materialien, die verschraubt werden sollen. Wenn wir also eine 4 mm starke Faserplatte an einer 35 mm starken Dachlatte befestigen wollen, empfiehlt sich eine Schraube von 30 - 35 mm Länge. Soll eine 22 mm Spanplatte an einen 60 mm Kreuzrahmen geschraubt werden, greifen wir zu ca. 45 - 50 mm langen Schrauben. Ist die Schraube deutlich kürzer, so hält sie das Gewicht vielleicht nicht oder ist nicht tief genug im Holz verankert. Ist sie dagegen auch nur etwas länger, kommt die Spitze auf der Rückseite heraus, was lästige Nacharbeiten nach sich zieht.

Spax-Schrauben von mehr als 50 mm Länge und mehr als 4,5 mm Stärke lassen sich mit dem Akku-Schrauber nicht mehr gut verarbeiten und sollten daher gemieden werden.

Klebstoff

Die Grundregel bei Klebstoff lautet: Trau ihm nicht! Wer sich darauf verläßt, daß ein ausschließlich geklebtes Bauteil eine Aufführung übersteht, ist selbst schuld.

Natürlich gibt es Kleber, auf die unbedingt Verlaß ist - etwa in der Luftfahrt oder im Bootsbau -, aber diese Stoffe eignen sich nicht für den Bühnenbildbau. Entweder sind sie zu teuer oder zu kompliziert zu verarbeiten (Zwei-Komponenten), verlangen absolut plane, staub- und fettfreie Oberflächen oder benötigen Stunden und Tage zum Aushärten.

Der einzige Klebstoff, der beim Bühnenbild in großen Mengen verwendet werden kann, ist Heißkleber. Er ist billig, vielseitig einsetzbar und nach wenigen Minuten ausgehärtet. Auf die Details der Verarbeitung gehe ich im nächsten Kapitel ein.

Zurück zum vorhergehenden Kapitel. Weiter zum nächsten Kapitel.